Lifehacks fürs Wohlbefinden – Los gehts
Es gibt fünfzigmilliontausend ( (c) Kind 2) Bücher über Wellness, oder „Better Life“ oder „Work Life Balance“, in welchen Z-Prominenz beschreibt, wie sie es geschafft hat. So sehr ich mich für die Menschen freue, so wenig nützlich finde ich das. In meinem Zustand sind diese Bücher toxisch.
ÜBER MICH
Ich bin nun 45 Jahre jung, seit Monaten krank, nun auch krankgeschrieben und ich fühle mich beschissen. Ich habe Depressionen (deswegen?), ADHS, Erschöpfungserscheinungen und mein Körper scheint komplett frei zu drehen.
Und: Ich habe es nicht geschafft! Ich bin quasi noch auf dem Weg.
„Sinnlos dem zuzuhören!“ Kann sein, aber ich möchte euch teilhaben lassen an dem, was mir ganz rational geholfen hat (und was auch Sinn ergibt). Die nächsten Beiträge werden dann auch kürzer – versprochen.
HEUTE: Höre auf Deinen Körper
Die Maschine Mensch wird von 3 Komponenten gesteuert. Diese Ansicht ist zwar in der Medizin schon wieder überholt, aber zum Verständnis ein schönes Bild.
Das eine ist unser Verstand, unsere Logik und ihr gespeicherten sinnlichen Wahrnehmungen und deren Interpretation.
Das zweite ist unser Unterbewustsein. Also quasi die Emotionen und auch dessen Gedächtnis.
Scheinbar schweigender und immer funktionierender dritter ist das Soma, sozusagen die Steuerungssoftware unseres Körpers, welche ebenso lernfähig ist.
Das gesamte System ist arbeitet Hand in Hand.
BEISPIEL: Müdigkeit
Und nun kürzen wir es ab. Du hattest einen langen anstrengenden Tag. Soma und Unterbewustsein melden „Wir sind müde und erschöpft, lass uns entspannen und schlafen!“. Was tust Du? Küche aufräumen, Kinder ins Bett, noch schnell was arbeiten, Fernsehen und vielleicht noch Chips… Was aber machst Du nicht? Auf jene hören, welche die Parameter deines Körpers kennen.
Wenn bei deinem Auto die Temperaturwarnleuchte angeht, fährst Du dann weiter? Wenn deine Kinder deutliche Müdikeitszeichen senden, schickst Du sie noch mal eine Runde Rad fahren?
Ich könnte dutzende schlaue Beispiele nennen, wo unser Verstand richtig entscheided. Im Falle unseres Körpers aber trainieren wir in der Arbeit, nicht auf die anderen beiden zu hören.
Und ja, das ist der pawlowsche Hund. So wie der Köter sabbert, wenn er die Glocke hört, machen wir weiter, weil wir noch zu tun haben.
Der Mensch ist per se nicht mittags schon müde und sollte nicht morgens schon groggy aufstehen. Er ist auch nicht dafür gemacht 10 Stunden am Stück Stress zu haben, unter Strom zu stehen, zu robotten.
Jedes Elixier, jeder noch so smarte Trick trainiert uns nur darin, nicht auf unsere inneren Experten zu hören, sondern anderes zu priorisieren.
Wenn Du müde bist, dann ist das wichtig. Nicht zu ruhen macht krank.
WAS PASSIERT
Ignorierst Du die Signale oft und lange, so breitet sich die Müdigkeit aus, wird stärker bis hin zu Erschöpfung. Das ist nichts wesentlich anderes, als dass dein Soma deinen Verstand anschreit. Die Konzentration lässt nach, das Gedächtnis, bis hin zu Krankheitsgefühlen. Das Soma ist ein Sturkopf und stellt den Körper auf Sparflamme, suggeriert den Organen: Uns gehts nicht gut, lass uns hinlegen.
Du putschst dich auf. Das wirkt dem tempär entgegen.
Nun passieren irre Dinge. Bei manchen dreht die Verdauung durch, andere zittern, wieder andere kriegen mörderische Kopfschmerzen. Da das Soma den Körper auf „Ruhen“ gestellt hat, treten nun Mängel auf. Über einige Zeit, steckt der Körper das weg.
Und jetzt lassen wir endlich Ruhe einkehren. Urlaub, zum Beispiel. Plötzlich scheinst Du auseinanderzufallen. Binnen 1-2 Tagen fühlst Du dich krank, bist reizbar, depressiv. Wie eine Grippe hält der Zustand eine gute Woche an. Über die Jahre dauert es immer länger, wirklich im Urlaub „anzukommen“.
Danach spricht dein Verstand vom „endlich Runterkommen“. Und genau das ist es. Adrenalin und weitere Substanzen wirken wie eine Droge. Dein Körper wirft sich Serotonin und Dopamin ein wie kleine Kinder Tic Tacs. Vielleichst trinkst Du noch viel Kaffee und abends zum Runterkommen immer noch ein bisschen Alkohol.
Für Dein Soma ist das nichts weiter als chemische Kriegsführung. Es ist längst im Krisenmodus festgefahren. Du fühlst über den Tag keinen Hunger, Durst, Müdigkeit… nichts. Abends kommt dann oft das tiefe Loch.
Und warum? Weil alles geht, nur nicht ausruhen. Dann fehlt nur noch ein kleiner Stups, und Du fällst um.
ICH
Echtes Abschalten hatte ich längst verlernt. Etwa Dreiviertel meiner wachen Zeit fühle ich gar nichts. Erst wenn ich abends zur Ruhe komme, brechen all die Bedürfnisse über mich herein. Auch an Wochenenden. Mich einfach hinzulegen, nichts zu tun lässt meine Synapsen explodieren. Morgens stand ich müde auf, schlief sogar in Meetings ein, wusste nicht mehr, was ich zu tun hatte, war verwirrt, Wortsalat. Ich ging zum Arzt.
Die ersten 4 Wochen habe ich jeden Tag 12 bis 16 Stunden geschlafen. Es war kein Erholungsschlaf.
Meine 3 Protagonisten nähern sich langsam an. Die Menschen um mich reagieren verwirrt auf meine „Arschruhe“.
Ich würde gern schreiben, dass ichs mit Achtsamkeit geschafft habe. Aber Depressionen und das Somatisieren treiben mich nach wie vor in den Wahnsinn und ich falle ständig in alte Muster zurück.
DER ERSTE LIFEHACK
Keinen meiner Lifehacks habe ich von einem tollen Ratgeber. Mich haben die mit ihren Glücksformeln überfordert. Hier mal ein leichtes Ding.
5 Minuten jeder Stunde gehören Dir. Das sind gut 8,3%. Nicht einmal ein Zehntel. Aber, jede Stunde. Und in dieser kurzen Zeit gehst Du weg von der Arbeit, atmest drei mal tief durch und fragst dein Soma (Deinen Körper), was es jetzt braucht.
Und dann, wenn das nicht sofort gehen mag, versprichst Du ihm, dich sehr bald darum zu kümmern, mit Priorität.
Die Kollegen gucken blöd. Sollen sie! Du kannst Dich da rein steigern.
Für Termine im Büro beidpielsweise ergibt sich aus dieser Disziplin, das Deine Termine immer um die 5. Minute beginnen, und zur 55. Minute spätesten enden. Sie gehen also 20 oder 50 Minuten.
Harte Hunde kommen auch zu fremde Terminen 5 Minuten später und gehen 4 Minuten früher.
Entdecke mehr von Orthy.de
Subscribe to get the latest posts sent to your email.